Die Mehrheit der Gesellschaft hat auf das neuartige Corona-Virus mit Solidarität und Zusammenhalt reagiert. Dennoch haben einige das Virus als Vorwand benutzt, um fremdenfeindliche Tendenzen wieder aufleben zu lassen.
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In letzter Zeit entsteht zunehmend der Eindruck, dass Covid-19 gegen Menschen chinesischer oder asiatischer Herkunft instrumentalisiert wird: Sie werden für die Ausbreitung des Virus verantwortlich gemacht – und damit zum Sündenbock der Pandemie. In den letzten Monaten hat uns die Corona-Krise vor viele Herausforderungen gestellt: Einsamkeit und der Verlust des Arbeitsplatzes oder der Praktikumsstelle haben zu großen Brüchen und Umstellungen im privaten und im professionellen Alltag geführt. Jenseits der sozioökonomischen Konsequenzen der Pandemie, hatten vor allem Minderheiten unter dem Virus zu leiden, da sie nicht selten zum Ziel von Diskriminierung geworden sind.
Covid-19: Superspreader des Fremdenhasses
Während die Krise dafür sorgte, dass wir eine Zunahme an internationalem Zusammenhalt und grenzübergreifender Unterstützung beobachten konnten, führte sie zugleich zu einem Anstieg von physischen und verbalen Angriffen gegen Menschen asiatischer Herkunft. Diese fremdenfeindlichen Taten beruhen auf dem Glauben, dass jeder Chinese und jede Chinesin potenzielle*r Überträger*in sei, da das Virus ursprünglich aus China stammt. Folglich werden Menschen chinesischer Herkunft und diejenigen, denen aufgrund ihrer phänotypischen Merkmale chinesische Wurzeln zugeschrieben werden, für die Pandemie verantwortlich gemacht.
Beleidigungen und rassistische Übergriffe gegen Menschen asiatischer Herkunft
Nicht nur die Bevölkerung auch chinesische Institutionen und asiatische Produkte wurden attackiert. Die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) erklärt in einem Bericht zu den Auswirkungen von Covid-19 in Europa, dass die Pandemie „zu einem Anstieg rassistischer und xenophober Anfeindungen in Form von verbalen Beleidigungen, Belästigungen, körperlichen Angriffen und Hate Speech im digitalen Raum gegenüber Personen chinesischen oder asiatischen Ursprungs geführt haben.” Dem Bericht zufolge ist der anti-asiatische Rassismus während der ersten Welle der Pandemie im Frühjahr 2020 rasant angestiegen.
Der Hass in den Medien
Aufrufe zu fremdenfeindlichem Hass haben sich in den neuen digitalen Kommunikationsmedien explosionsartig verbreitet. Rückblickend haben die sozialen Medien eine Schlüsselrolle in der Ausbreitung xenophober Bewegungen gespielt. So ist laut einer Studie des Digital Forensics Lab ein Anstieg der Verwendung von Begriffen wie „chinesisches Virus” in den auf sozialen Netzwerken geteilten Nachrichten und Beiträgen zu verzeichnen gewesen. Der Führungsspitze von sozialen Medien Facebook, Twitter und Instagram kommt daher die besondere Verantwortung zu, die Verbreitung solcher rassistisch motivierten Inhalte zu verhindern, beispielsweise durch das Löschen der Beiträge und durch die Verwarnung bzw. Sperrung der Autor*innen. Zudem zählt es zu ihren Aufgaben, Aufklärungsarbeit zu leisten und ihre Nutzer*innen zu einem respektvollen und zivilgesellschaftlichen Umgang zu erziehen.
Während jede*r von uns in der Krise die Verantwortung hat zu Hause zu bleiben und seine bzw. ihre sozialen Kontakte einzuschränken, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen, haben wir ebenso die Pflicht, uns dem Fremdenhass und seinen Ursprüngen entschieden entgegenzustellen – online und offline.
*Artikelbild von Ehimetalor Akhere Unuabona / unsplash.com
Über die Autorin und den Autor :

Mattéo Zussy ist Sprachschüler und absolviert dieses Jahr (2020/21) einen Freiwilligendienst über das DFJW (Deutsch-Französische Jugendwerk) beim Studierendenwerk Freiburg in der Abteilung des Internationalen Clubs.

Valentine Lavaux ist Chemiestudentin. In diesem Jahr absolviert sie ein Mobilitätssemester in Freiburg. Sie engagiert sich für die Förderung der Interkulturalität.